Landesliga Süd: FC Kandil – SV Gersweiler 4:3 (2:3)

Zuschauer:150

Drei Auswärtstore – Keine Punkte trotz Klassekick

Völlig unnötig kassierte der SVG nach einer hochklassigen und dramatischen Landesligapartie im letzten Augenblick noch eine Niederlage. Zwei mal hatte man im Verlauf der Begegnung scheinbar alles im Griff, leider ließ man die endgültige Entscheidung mehrfach liegen und musste sich der steten Beharrlichkeit und dem leidenschaftlichen Anlaufen des „Lieblingsgegners“ noch beugen. Das musste nicht sein! Für die Zuschauer war das Tempo-Tore-Temperamente Spiel ein Fest.

Erleichterung pur bei den erst zur Partie der Ersten auf den Walpershofener Höhen Eingetrudelten: „Die han jo es Clubheim sogar uff! Mier han schun es Schlimmschde befürchd, wullde schun an de Tanke vorbeigugge!“ - „Es schmeckt ach fein bei ne, se han scheinbar gelernt, was ma ne die ganz Zeid gesahd han!“

Etwas gewöhnungsbedürftig für die Gersweiler Fans, die Trikotwahl der Einheimischen: „Gummo was fier Trikots! Siehn aus wie Latzbuxe!“

Das Spiel hielt sich nicht lange mit solchen Nebensächlichkeiten auf, es ging vom Anstoß weg nur in eine Richtung, nach vorne. Man darf es schon vorwegnehmen, Chancen gab es hüben wie drüben im Familienpack, die Zuschauer mit Bewegungsabläufen wie beim Tennis. Kandil legte los wie die Feuerwehr, ein erster Angriff, ein erstes Foul am Sechzehner und die Kugel fahrig in der Mauer (1.). Der Startschuss einer denkwürdigen und hochklassigen Begegnung.

Traumstart für Grün-Weiß

Der SVG dann jedoch um Struktur und Dominanz bemüht. Die Mannschaft strahlte Selbstvertrauen und Dynamik aus, spielte eine großartige erste Hälfte um auch das gleich vorweg zu schicken. Die Kombinationen liefen flüssig und das Spiel, vor allem der Grün-Weißen, nahm mehr und mehr Fahrt auf.

Eine raffinierte Eckball-Variante sorgte schon früh für ersten Adrenalinschub. Kurz gespielt gelangte diese zu Alexander Hank, dem sein Gegenspieler übereifrig in die Fersen latschte. Foulelfmeter. Alexander „Mexiko“ Tiepelt ließ sich vom Kandiler Gezeter in keinster Weise beeinträchtigen, prügelte die Kugel zur Gersweiler Führung ins Gehäuse (8.).

Keineswegs locker ließen die Jungs in der Folge, mit sauberen Druckpässen und astreinen Läufen sorgte der SVG für hellen Aufruhr in den Reihen der Einheimischen, die kaum einmal den Ball sahen in dieser Phase und bloß die eine oder andere halblegale Grätsche beisteuerten. Sehr ballsicher die Gäste und mit der nächsten Chance. Victor Raab hatte sich durchgesetzt über außen, seine Flanke nicht schlecht und scheinbar mit einem Handspiel beseitigt, kein Pfiff (10.). Dieser ertönte sechzig Sekunden darauf, der SVG unwiderstehlich und Victor Rabb konnte nach toller Ablage von Alexander Tiepelt vom Spielertrainer Kandils, Yasar Akcay, erneut nur mit einem Foul gestellt werden. Der nächste Foulelfer.

Auch dieses mal ließ sich Alexander Tiepelt nicht beirren, haute auch den zweiten Strafstoß rein, das 2:0 für den SVG nach gerade mal 11 Minuten. Einige unvernünftige und extrem unsachliche Zuschauer zeigten sich überhaupt nicht einverstanden, zwischenzeitlich war zu befürchten, dass es hier noch hoch hergehen könne, Aggressivität lag in der Luft.

Ging es auch, allerdings fortan überwiegend auf dem Feld – und wie. Da geriet mancher in Bredouille, wusste sich nicht mehr zu helfen: „Ich muss dringend mo in die Kachele, han awwa Angschd, ma kriehn e Elfer un ich siehn ne nid!“

Die Gersweiler Jungs setzten die Gastgeber weiterhin früh unter Druck, liefen im Paket und super sortiert an, sorgten für heillose Verwirrung in den Reihen der Belatzhosten, die sich nach etwas mehr als einer Viertelstunde nicht hätten beschweren dürfen, wenn es zum dritten Mal Strafstoß gegeben hätte, Victor Raab war unaufhaltsam in den Strafraum gestürmt und wurde klar des Standbeines entledigt. Das hätte Elfmeter geben müssen (16.)!

Ein Kandiler Konter wurde mit Abseitspfiff unterbunden, es kehrte nicht gerade Ruhe ein auf den Rängen, der Schiedsrichter wurde mehr und mehr bedrängt. Wenig später höhlte steter Tropfen vermutlich den Stein, Lukas Gockel hatte mit phantastischer Parade einen schlecht verteidigten Schuss gerade noch an den Pfosten gelenkt, den Ball dann im Nachfassen gesichert. Entsetzen in den Reihen seiner Vorderleute. Der Schiedsrichter hatte diesen Ball hinter der Linie gesehen und darauf die Exklusivrechte (20.). Alle Proteste halfen nichts, jetzt war Musik drin in der Bude.

Kandils Anhänger auf der Gegenseite machten Remmidemmi, hatten Trommeln und Liedgut am Start, ihre Mannschaft löste sich vom enormen Anfangsdruck nach und nach.

Wirkungstreffer

Der ganz große Schwung und das Selbstverständnis der ersten zwanzig Minuten waren vorerst dahin, die Gastgeber mischten nun richtig mit und die Zuschauer sahen fortan ein mitreisendes und enorm rasantes Kampfspiel mit zahllosen rassigen Szenen und leidenschaftlichen Mannschaften. Bloß kurz hielt der SVG inne, musste scheinbar den Wirkungstreffer verdauen, nur um sich dann wieder die Kriegsbemalung unter die Augen zu schmieren und sich herzhaft ins Getümmel zu schmeißen.

Ein Zuspiel von Pascal Oliver erreichte Alexander Tiepelt, der Abseits gesehen wurden (25.). Na ja, das war zumindest äußerst knapp. Knapp der Geduldsfaden der Gästeanhänger: „Die do Brieh is aweil pisswarm, lerne die das nie?“

Größere und kleinere Scharmützel nun immer öfter, schmissige Zweikämpfe, aber auch tolle Ballstafetten. Jens Seidel wurde bei einem Durchbruch derart unwiderstehlich von den Stelzen gehühnert, dass er via Salto einschlug, nur Gelb für dieses völlig übertriebene Einsteigen und blasse Gesichter: „Do wär bei mir alles gabudd aweile!“ - „Jo, da Platz ach Stefan!“

Mexiko - Hattrick

Etwas über eine halbe Stunde war von der Uhr, der SVG lief mehrfach in 4:3 oder 5:4 Überzahl in den Sechzehner der Heimelf, spielte leider zu umständlich hin und her, schloss nicht ab. Scheinbar geklärt von den Einheimischen landete das Leder dann doch wieder bei Alexander Tiepelt, der es zum 3:1 für den SVG ins Eck schlenzte (33.). Auch er mit dem Hattrick, Kevin Reuter hatte Gesellschaft der Zweit-Mannschaft-Torversteher!

Nun schien wieder alles im Lot für den SVG. Zudem wirkte die Mannschaft kompakt und konzentriert in dieser ersten Hälfte, was sollte noch schief gehen. Doch der Gegner hatte es dem SVG schon oft gezeigt. Abgerechnet wird zum Schluss und Aufgeben ist nicht.

Immer grätziger und ruppiger nun die Spielweise. Interessanterweise kassierte aber der SVG vorwiegend die Gelben Karten, während Kandil ordentlich zulangte, was auch Felix Nimmrichter zu spüren bekam.

Der SVG verlor etwas zu leicht bei eigenem Angriff die Pille, lief in einen gefährlichen Konter, den man zunächst noch entschärfen konnte, doch aus dem Rückraum schlug die Kugel zum Anschlusstreffer für Kandil hinter Lukas Gockel ein, dem wohl die Sicht versperrt war (36.). Das hatten die Jungs nicht gut verteidigt, der Ball war mehrmals zu klären und der Torschütze wurde nicht genügende attackiert.

Auch der SVG im Glück

Marvin Löscher setzte sich sehenswert durch, wurde im Sechzehner allerdings gerade noch von 3 Mann gestoppt, der Konter gestaltete sich erneut brandgefährlich, ein hoher Ball segelte in den Gersweiler Strafraum und der SVG hätte sich über einen Elfmeterpfiff nicht beschweren dürfen, Felix Nimmrichter hatte hier den Arm im Rücken des Aufnahme bereiten Gästestürmers gehabt.

Mit der nun immer wilderen Partie hatte der SVG, dessen Struktur und taktische Ordnung so beeindruckend war zunächst, seien liebe Müh und Not. Bis zur Pause galt es Ruhe zu bewahren, es ging aber weiter hin und her und schon jetzt war ersichtlich, dass die defensive Kompaktheit dahin war. Kandil hätte mit einem raffinierten 40 Meter Schuss um ein Haar sogar noch den Ausgleich vor dem Pfiff erzielen können (46.). Mit der knappen Führung ging es in die Kabine.

Heiße Diskussionen während der Halbzeitpause, das Spiel hatte so manches geboten, der SVG einen phantastische erste halbe Stunde gezeigt.

Offener Schlagabtausch

Einen taktischen Kniff hielten beide Trainer für die zweiten fünfundvierzig Minuten parat. Fortan spielten beide Mannschaften aufs jeweils andere Tor. Raffiniert. Eine denkwürdige weitere Halbzeit stand bevor, die alles bereithielt – außer Tore für den SVG.

Die einzelnen Chancen und Torgelegenheiten der Partie zu skizzieren würde jeden Rahmen sprengen. Beide Mannschaften spielten fortan nahezu mit runter gelassener Hose und völlig offenem Visier. Der SVG hätte womöglich besser versucht die engen Kontakte und die geschlossene Struktur des ersten Abschnitts wiederzufinden. Das Anlaufen und Verschieben hatte erstklassig funktioniert. So ließ man sich von Kandil den Offenen Schlagabtausch anbieten und nahm diesen an.

Philipp Gales hätte für etwas Ruhe sorgen können, ja fast müssen, war nach einem schönen Umschaltspielzug frei durch und zog halbhoch und viel zu mittig mit wuchtigem Schuss ab (55.). Kandil hatte ebenfalls Räume zur Verfügung, kam aber noch nicht zu ernsthaften Abschlüssen. Erneut zog Philipp Gales auf und davon, wurde via taktischem Foul umgefiedelt. Den Freistoß schenkte er dann allerdings unkonzentriert her (62.).

Am Spielfeldrand wurden derweil noch kurz Köfte-Rezepte ausgetauscht, dann lief auch schon die Schlussphase und diese hatte es doch früher schon so oft in sich bei Kandil, wie der SVG aus leidvoller Erfahrung weiß.

Alexander Hank zog einfach mal ab, knapp daneben strich sein Schuss (71.). Man hätte das hier längstens klar machen müssen, war nicht konsequent genug und die Kandiler Jungs waren noch nie bereit aufzustecken.

Kandil-Trauma in der Schlussphase

Wie zu befürchten kam es dann auch. Einen unnötigen Freistoß holten sich die Grün-Weißen ab am Sechzehnerrand, den man allerdings auch nicht unbedingt hätte pfeifen müssen. Mizgin Demir nahm Maß und versenkte den Ball unhaltbar im Winkel. Tatsächlich der Ausgleich (73.). Das Publikum nun euphorisiert und der SVG musste sich sammeln.

Taktische Grundordnungen waren nun gänzlich beiseite geworfen, die Mannschaften wollten beide den Sieg, der SVG wütend um den Dreier kämpfend. Denny Noor platzierte eine super Flanke vors Tor, der nun immer offensivere Marvin Löscher kam nicht optimal hinter den Ball, wurde zudem irritiert (81.). Ein paar Ellbogenschläge, Gelbe Karten und griechisch-römische Momente später hatte erneut Marvin Löscher eine ganz dicke Doppelchance, wollte es zu präzise machen und es blieb beim Unentschieden (87.). Jetzt sollte man doch wenigstens das Remis eintüten.

Leider nicht. Einen einzigen Konter ließ der SVG noch zu, war überhaupt nicht im Bilde und ganz schlecht gestaffelt in dieser letzten Minute. Kandil bewahrte die Ruhe, legte quer und durfte allen Ernstes noch den Siegtreffer einlochen, der euphorisch von der Anhängerschaft bejubelt wurde (91.). Ein unglaubliches Spiel war wenig später zu Ende und der SVG stand mit leeren Händen und arg bedröppelt neben den Jubeltrauben der Einheimischen, die nun ganz vorne mit dabei sind.

Der SVG hatte alles in der eigenen Hand. Das Spiel der ersten Hälfte war mit das beste seit Jahren. Hier passte fast alles. Die taktische Ordnung, das Umschalten und Verschieben, das zielführende Offensivspiel und die Zweikampfführung. Abschnitt zwei sah einen SVG, der sich mehr und mehr aus der Reserve locken ließ und letztendlich von der Leidenschaft und individuellen Stärke des Gegners empfindlich getroffen wurden. Die bessere Elf hat verloren, das interessiert jedoch leider keinen.

„Bei Kandil isses Spiel ersch rum, wenn de acht, neun null fierschd!“ Das wusste man vorher.

Nächstes Spiel: Mittwoch, den 06. September um 19 Uhr im Pokal gegen Hermann-Röchling Höhe und Sonntag, den 10. September um 15 Uhr gegen SV Ludweiler

SV Gersweiler

Lukas Gockel – Moritz Frank-Meuren – Denny Noor – Marvin Löscher – Jens Seidel – Felix Nimmrichter – Philipp Gales – Pascal Olivier – Alexander Hank – Alexander Tiepelt – Victor Raab

Eckhard Dewes

Pressestelle SV Gersweiler

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