Verbandsliga Süd-West: FC Riegelsberg – SV Gersweiler 1:1 (1:0)

Zuschauer: 200

Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Einer schwachen und schläfrigen ersten Halbzeit, nach der die Gersweiler Jungs glücklicherweise nur mit einem Gegentreffer im Hintertreffen lagen, ließen die Grün-Weißen einen markant wehrhafteren und deutlich verbesserten zweiten Abschnitt folgen. Beinahe hätte unmittelbar vor dem Schlusspfiff eine herrliche Direktabnahme von Yannick Schneider sogar noch den Sieg gebracht. Starke Reaktion der Jungs in Hälfte zwei jedenfalls.

Zu ungewohnter Stunde musste sich die Gersweiler Reisegruppe gen Riegelsberg aufmachen. Nicht nur der Spieltermin sorgte für Irritation: „Als ich es ledschde mo im Gruber gefahr bin…!“ - „Das is e Mini Cooper Schmiddi!“

Bei perfektem Fußballwetter war man schließlich zeitig eingetroffen und hatte instinktiv und zielsicher die Wurst- und Bierbude angesteuert, bei deren Anblick vernehmlich die Mägen knurrten, Pawlowschen Hunden gleich. Eine Sache galt es allerdings noch zu klären: „Geh, holl mo e Stehdisch!“ - „Die han hie kähna fier uns, es is ach vill se weit bis do riwwa!“ Im Stadion wurde das Spiel angepfiffen. Trotz der enormen Regenmassen der Woche war das Spielfeld in top Zustand und die Partie konnte anlaufen.

Ohne seinen erkrankten Spielertrainer Torsten Büchel war der SVG aufgelaufen und schon nach drei Minuten gerieten die Gersweiler Jungs dann erstmals in arge Nöte. Eine Steilpass der Gastgeber wurde vom Mittelstürmer gut zum Tor hin mitgenommen, Burhan Yontar musste resolut einschreiten und die Lage klären.

Erstmals in Tornähe landete ein Gersweiler Abschluss, als Mexhid Kadrija einfach mal aus der Distanz drauf hielt, etwa einen Meter strich die Kugel über die Latte (8.). Ansonsten hatten die Jungs und Mädels der Reisegruppe noch nicht viel zu sehen. Die Partie kam nicht so recht zu Potte, es haperte im Spielaufbau beiderseits, zu viele technische Defekte waren hier noch zu verzeichnen.

Nach exakt einer Viertelstunde verfehlte ein wuchtiger Kopfstoß eines Riegelsbergers nur knapp das Gehäuse. Die Heimelf wurde nun immer gefährlicher, der SVG offenbarte manch Lücke, es fehlte die Frische und Entschlossenheit der Vorwochen.

Über dem Stadion tobten lärmende Vogelscharen derweil. Nicht jedermanns Sache: „Was mache dann die Koowe fier e Ballawa do owwe?“ - „Die han die Flemm, wenn hie Heimspill is, das sin denne ihr Schafbähm wo mir drunner rum lungere!“

Richtig gefährlich war es bis hierhin vor beiden Toren noch nicht geworden, die Schlussmänner bisher noch nicht geprüft. Dem Schiedsrichter schien dies zu lange gedauert zu haben. Anders ist dessen sehr fragwürdiger Freistoßpfiff in der 23. Minute kaum zu erklären. Jedenfalls wurde ein vermeintliches Foul von Yannick Schneider in bester Freistoßposition als solches gewertet und der Riegelsberger Mannschaftskapitän Tobias Klein ließ es sich nicht nehmen, die Kugel ins Eck zu donnern. Die Führung für die Heimelf.

Beim SVG haperte es weiter deutlich im Spiel nach vorne, kaum etwas kam im letzten Drittel an. Nach knapp einer halben Stunde fuhr der FC einen prächtigen Konter, Hendrik Wagner war aufmerksam zur Stelle und konnte klären. Wenig später landete ein abgefälschter Schuss ganz knapp neben seinem Kasten, das war mal Dusel gerade.

Dann aber stand Alexander nach tollem Zuspiel von Mexhid Kadrija urplötzlich mutterseelenallein vor dem Gehäuse, brachte die Kugel aber nicht am gut reagierenden Schlussmann vorbei ins Ziel (35.).

Bei der Reisegruppe mussten unterdessen Beschaffungsmaßnahmen organisiert werden: „Kumm, de Ungel gebd da e Gutzje!“ - „Du willschd jo nur Bier!“ - „Sei froh!“

Zum Ende des ersten Abschnittes hin kam auch der SVG besser auf. Es ging flott hin und her, die beiden Abwehrreihen offenbarten einige Räume. Eine Flanke von Manuel Kiefer segelte vielversprechend vor den Kasten des FCR, lediglich ein Abnehmer fand sich nicht (43.). Nun wurde es richtig unterhaltsam, doch was sein muss, muss sein: „Wo issen hie es Klo?“ - „Hinna da!“ Pragmatisch wie gewohnt die Herrschaften der Reisegruppe.

Heidewitzka. Kurz vor der Pause musste der Mann mit den drei Armen doch noch mal richtig ran an den Speck. Hendrik Wagner verhinderte das scheinbar sichere Gegentor mit erneut formidabler Reaktion, seine Vorderleute ohne Zugriff (45.). Das Spiel des SVG in dieser ersten Hälfte wie ein kleiner Bach. Kein Fluss.

„Noher machds Gewinne dann umso meh Spass!“ Ein Grün-Weißer Edelfan war sich auf dem Weg zur Tränke der Sache weiterhin sicher. Das Ding war noch lange nicht durch, alles noch drin.

Nur drei Minuten nach Wiederbeginn durften sich die Gersweiler Jungs erneut bei ihrem blendend aufgelegten Torsteher bedanken. Dieser hatte nach einer verpeilten Abwehraktion mit toller Parade die Situation bereinigt, hielt seine Mannen im Spiel (48.).

Das Herangehen der Heimelf so simpel, wie bislang erfolgreich. Hinten die Bude verrammeln und über dann allerdings ganz stark vorgetragene Konter gefährlich werden. Der SVG hatte arg zu knabbern damit.

Bei der Reisegruppe war man um Unterstützung bemüht: „So, ich gehen mo e Bach mache. Dehemm reichd das imma fier e Door, bei denn Weche hie kinne das dann ach mo zwei genn!“ - „Bring Bier mit, dann sins drei!“

Eine sehr gute Seitenverlagerung vom nun immer stärker werdenden Mexhid Kadrija fand zu Alexander Tiepelt, der allerdings nicht entschlossen genug zum Ball ging. Chance vertan (55.). Nach einer Stunde Spielzeit war Daniel Schönfeld auf und davon, wurde vom herauseilenden Torwart außerhalb des Sechzehners regelrecht über den Haufen gerannt und vom Schiedsrichter dafür mit dem Gelben Karton bedacht. Wohlgemerkt der Gersweiler Stürmer, nicht der eigentliche Übeltäter. Mit den Unparteiischen hat man gerade nicht so das rechte Händchen aus Gersweiler Sicht.

Nur eine Minute später Foul am zuvor mit Gelb bedachten und dieses Mal Gelb für einen Riegelsberger Akteur. Der Freistoß kam gut, aber ein Abseitspfiff unterband jegliche weiteren Bemühungen.

Alexander Tiepelt hatte dann die Hundertprozentige auf dem Schlappen. Nach einer perfekten Hereingabe erlief er sich am zweiten Pfosten den Ball und feuerte diesen in Rücklage aus wenigen Metern über den Kasten. Herrjehmineh!

Drückend überlegen nun die Grün-Weißen. Riegelsberg nur noch hinten drin und kaum mit Zeit zum Atmen. Aber einen ihrer brandgefährlichen Konter trugen die Gastgeber noch vor. In der 69. Minute verdaddelte der SVG seinen inzwischen eigentlich stabilisierten Spielaufbau, einmal mehr musste Zerberus Hendrik Wagner diesem technischen Defekt mit grandioser Rettungstat entgegentreten.

Es wurde nun immer ruppiger. Die Heimelf ging inzwischen spürbar auf dem Zahnfleisch, der SVG wütend ob der bislang vergeblichen Bemühungen. Es rappelte ordentlich. Eine herrlich wilde Schlussphase mit einigen Emotionen.

Im allergrößten Stil vergeigten die Grün-Weißen dann eine eigentlich höchst vielversprechende Freistoßmöglichkeit in absolut hanebüchener Weise. Schwamm drüber, kann mal passieren. Die Jungs ließen nämlich nicht locker, zeigten gehörig Moral und blieben dran.

Es lief bereits die Schlussminute, da hatte Mexhid Kadrija das Füßchen richtig justiert. Seine Freistoßhereingabe fand genau zu Yannick Schneider, dessen Kopfball sich unhaltbar ins lange Eck senkte. Der hochverdiente Ausgleich.

Fast übermütig nun die Attacken des SVG, der nun alles wollte und dafür um ein Haar bestraft worden wäre, denn man lief in einen nahezu vollständig unabgesicherten Konter, den Dennis Peters mit letztem Einsatz unterbinden konnte, den Platz aber nach heftigem Einsteigen seines Widerparts verletzt verlassen musste (92.).

Nach der Verletzungsunterbrechung gab es noch einen allerletzten Angriff. Der Ball kam dem starken Yannick Schneider vor die Flinte, der diesen aus der Drehung mit Schmackes an die Unterkante der Latte schnickste (97.). Dann war das Spiel aus, das in Abschnitt zwei einen entschlossenen und deutlich verbesserten SV Gersweiler gesehen hat.

Erneut blieb der Sieg verwehrt, doch die Tabellenführung bleibt bestehen und ein solch hart erkämpftes Unentschieden muss man dann auch mal mitnehmen. Es bleibt nun zu wünschen, dass der SVG sich nicht etwa seiner Serien-Affinität bewusst wird. Eine 1:1 Unentschieden-Reihe ist nicht sonderlich sexy, trotz, wie in diesem Spiel, durchaus dramatischen und spannenden Spielverlaufs.

Nächstes Spiel: Sonntag, den 27. Oktober um 15 Uhr gegen FC Brotdorf

SV Gersweiler:

Hendrik Wagner – Manuel Kiefer (Alessandro Azzaretto) – Burhan Yontar – Julian Holderried – Yannick Schneider – Dennis Peters – Pascal Hartz – Mexhid Kadrija – Alexander Tiepel (Pascal Olivier) – Daniel Schönfeld (Ertan Yontar) – Daniel Reinhardt

Eckhard Dewes

Pressestelle SV Gersweiler

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